Es war mir eine besondere Freude, mit allen vier Grundschulklassen der Grundschule Holnstein einen Vormittag in der Natur verbringen zu dürfen.
Im Vorfeld gab es ein Treffen mit den Lehrerinnen und die Möglichkeit eines gegenseitigen Kennenlernens.
Die Terminfindung war unkompliziert, da ich zeitlich flexibel bin. Jede Lehrerin hatte dann auch noch ein paar Themenwünsche, die ich wie immer gerne berücksichtige.
Am 11. Mai erwartete ich 23 Kinder der 3. Klasse mit ihrer Lehrerin, Frau Stigler
Einige der Jungs und Mädels kannte ich schon von unserem Waldtag im Rahmen des Ferienprogramms von 2021.
Die Grundschule liegt am Ortsrand und so mussten wir gar nicht weit laufen, um gleich mitten in der Natur zu sein. Frau Stigler hatte sich gewünscht, dass ich ein wenig auf die Nahrungsbeziehungen der Tiere eingehe. Wir sprachen zuerst über die Wald, Wiesen- und Heckenbewohner allgemein und die Kinder fanden links und rechts des Weges Karten mit Wildtiermotiven, die wir einsammelten. An einem Hochsitz im Wald wurde eine Trinkpause eingelegt und über die verschiedenen Baumarten gesprochen. Dann durften die Kinder nacheinander auf die Ansitzeinrichtung klettern und weil man von oben einen besseren Überblick hat, entdeckten sie zu ihrer Freude die Tierfelle, welche ich vorher im Wald verteilt hatte.
Mit Begeisterung wurde der weiche Fuchsbalg befühlt und bestaunt. Ganz im Gegensatz dazu ist die Dachsschwarte eher fest, dafür sieht man aber die schöne schwarz-weiße Maske und die starken Krallen.
Waschbär und Marderbälge wurden herumgereicht und die Kinder hatten allerlei Fragen zu den Tieren, die ich gerne beantwortete.
Schließlich kamen wir zu der Frage: WER FRISST WEN (ODER WAS)?
Dass der Fuchs Mäuse frisst, die Wildsau gerne Mais und der Dachs Regenwürmer mag, war den meisten Kindern bereits bekannt, dass der Hase und das Reh die gelben Löwenzahnblüten lieben ebenfalls. Aber vom putzigen Eichhörnchen wusste eigentlich keines der Drittklässler, dass es nicht nur Nüsse und Samen frisst, sondern auch ein Nesträuber ist. Bedeutet: Der Kletterkünstler mit dem buschigen Schwanz nimmt Eier aus Vogelnestern und verschmäht auch frisch geschlüpfte Vogelküken nicht.
Um „fressen und gefressen werden“ optisch zu verdeutlichen, legten wir schließlich die Karten mit den Tier-und Pflanzenmotiven auf dem Waldboden aus.
Am 22. Juni hatten Nala und ich gleich zwei Verabredungen. Los ging es mit 25 Kindern der 1. Klasse mit Lehrerin, Frau Arnds
Die Kinder hatten im Unterricht bereits den Lebensraum Wiese durchgenommen und so lag nahe, das erlernte Wissen noch einmal aufzugreifen und zu vertiefen.
Neben der bunten Wimpelkette mit den Schmetterlingen gab es allerlei Tiere wie Ameisen und Grashüpfer in echt zu entdecken, sowie unterschiedliche Tierkarten mit Insekten und Wiesenblumen. Ausführlich sprachen wir über die Rehkitze, die von ihren Müttern in den Wiesen abgelegt werden. Die Kinder wussten, dass man Rehkitze unter keinen Umständen anfassen soll, und nicht mitnehmen darf, weil sie gar nicht von ihren Müttern verlassen sind, sondern nur zu ihrem eigenen Schutz im hohen Gras liegen.
Interessiert hörten die Kids zu, als ich von unseren Aktionen vor der Wiesenmahd erzählte. Am Tollsten fanden sie, als ich ihnen von den gefundenen Kitzen erzählte, die wir vor dem Mähtod retten konnten.
Zusammen gestalteten wir dann für das Klassenzimmer eine Collage zum Thema Wiese, indem wir Gräser und Blumen auf einen vorbereiteten Karton klebten, sowie die dazugehörigen Tiere, wie Rehkitz, Schmetterling, Hase und Co. aus Holz.
Nach einer kurzen Verschnaufpause kamen die 26 Kinder der 2. Klasse mit Frau Glas
Was wächst, krabbelt und kriecht in der Hecke?
Der Neuntöter ist ein Vogel, der zur Familie der Würger gehört und dessen Lebensraum dichte Hecken sind. Seine Beute spießt er gerne mal auf den Dornen der Schlehenhecke auf.
Seinen Namen hat er daher, weil man früher annahm, dass er immer erst neun Tiere aufspießt, bevor er eines frisst.
Er ist ein Langstreckenflieger und überwintert in Afrika.
Sein Nahrungsspektrum erstreckt sich von Käfer und Amphibien über kleine Mäuse und Insekten.
In Teamarbeit wurde für das Klassenzimmer eine Collage mit Ästen, Blättern und Zweigen gestaltet. Dazwischen klebten die Kids kleine Holztiere: Eidechse, Igel, Vogel, Maus, Hase und Eichhörnchen.
Das Schlusslicht bildeten 26 Kinder der 4. Klasse, welche ich am 30. Juni 2022 in den Wald begleitete. Frau Hautmann, die Klassenlehrerin hatte ausdrücklich gewünscht, dass meine Deutsch Drahthaarhündin, Nala, dabei sein sollte und ich den Kindern mehr über die Aufgaben eines vierbeinigen Jagdhelfers erzählen sollte.
Es ist mir immer wichtig, die Kinder direkt anzusprechen und auch anzuhören. Und so gab es zahlreiche Wortmeldungen auf meine Frage: „Was glaubt ihr denn, wozu man einen Jagdhund braucht?“
Ein Junge wusste z. B., dass ein ausgebildeter Jagdhund oft bei einem Wildunfall eingesetzt wird, wenn das Tier verletzt flüchtet.
Wie immer war auf Nala Verlass und sie absolvierte ihr kleines Apportierprogramm mit Bravour. Die Kids vergaben als Schulnote 1 + mit Stern und sogar Applaus gab es für meine Hündin.
Ebenfalls auf Wunsch der Lehrerin ging ich auf die Gefahr durch den Eichenprozessionsspinner ein. Wir redeten ausführlich über den Kreislauf – Eiablage, Raupe, Puppe, Falter und über die Tatsache, dass die allergieauslösenden und brennenden feinen Härchen auch noch im Folgejahr gefährlich sind.
Nachdem auch die Kinder der 4. Klasse alle den Hochsitz erklommen hatten und mit dem präparierten Fuchs Freddy Bekanntschaft gemacht hatten, versuchten wir zusammen noch ein Kunstwerk der Natur nachzubilden: das Spinnennetz einer Kreuzspinne.
Wusstet ihr, dass eine Kreuzspinne 7 verschiedene Fäden spinnen kann und nur 3 davon kleben? Sie baut jeden Tag ein Radnetz, für das sie ca. 40 Minuten braucht und verspinnt dafür ca. 20 Meter Faden.
Es machte den Kindern großen Spaß, mithilfe eines mitgebrachten Seiles ein Spinnennetz nachzubauen. Auch wenn es nicht so perfekt geworden ist, wie das Netz der Kreuzspinne, haben die Kinder zukünftig großen Respekt vor solchen Kunstwerken der Natur – denn schließlich sind Spinnen nützlich Tiere.
Kurz vor den Sommerferien meldeten sich zwei 3. Klassen aus Berching für einen Waldtag an
Die 36 Kinder kamen per Bus mit den beiden Lehrkräften, Herr Mosner und Herr Waier in das Revier, welches ich zusammen mit meinem Mann bejage.
Weil der Vormittag unter keinem bestimmten Thema stand, erklärte ich den Kindern Vieles über die Jagd im Allgemeinen, den Wald, seine Bewohner und über die Aufgaben des Jagdhundes.
Highlight war für die Schüler eindeutig ein großer Dachsbau, den wir gemeinsam besuchten. Nicht nur die Kinder waren interessiert an dem weitläufigen Bauwerk, welches aus vielen Ein-und Ausgängen besteht, auch die beiden Lehrer lauschten interessiert meinen Erzählungen über die Gewohnheiten des nachtaktiven Tieres und stellten viele Fragen.
Wusstet ihr, dass Fuchs und Dachs manchmal zusammen einen Bau bewohnen und zwar keine „Freunde“ sind, sich aber dulden? Der Jäger nennt das „Burgfrieden“.
Habt ihr schön einmal davon gehört, dass Dachse zwar schlecht sehen, aber dafür um so besser hören und riechen. Außerdem haben sie an ihren Pfoten (Branten) dicke Sohlen, mit denen sie Erschütterungen sehr gut wahrnehmen?
Unser Waldspaziergang führte uns an einem Greifvogelhorst vorbei und meiner Aufforderung, doch mal mit Ästen ein Vogelnest in XXL nachzubauen kamen die Schüler gerne nach. Innerhalb kürzester Zeit entstand durch die tolle Zusammenarbeit der Kinder ein tolles, großes Nest.
Die beiden Lehrer waren sich einig, dass dieser Tag wohl allen im Gedächtnis bleiben wird. Mit dem Versprechen: „Wir machen im nächsten Schuljahr auf jeden Fall wieder was miteinander“ und „das hat super viel Spaß gemacht“, verabschiedeten sich die beiden 3. Klassen.
Kaum hat das neue Schuljahr begonnen, standen schon wieder drei Termine in Sachen „Schule fürs Leben“ an.
Welche Pflanzen wachsen in der Hecke und welche Tiere leben in der Hecke?
Der Lehrplan für die 2. Klasse befasst sich mit dem Lebensraum Hecke und Heckenfrüchte. Der Herbst ist natürlich der ideale Zeitpunkt, um das Klassenzimmer nach draußen in die Natur zu verlegen. Und da wir bayerischen Jägerinnen und Jäger nicht nur umfangreiches Wissen über die heimischen Wildtiere besitzen, sondern auch über die Pflanzen in der Hecke (und im Wald sowieso), liegt es nahe, dass wir mit den Schulklassen raus gehen und ihnen die Hecke zeigen.
Natur live erleben, anfassen, riechen und viel mehr im Gedächtnis behalten als durch theoretische Erzählungen – das ist Schule fürs Leben.
Dass Hecken nicht nur Wind- und Sichtschutz bieten, Bodenerosion verhindern und Taubildung fördern, sondern auch Lebensraum verschiedener Tiere sind, erklärte ich an drei Terminen den insgesamt 75 Schülerinnen und Schüler aus drei 2. Klassen der Grundschule Holnstein und Grundschule Berching anhand von Bildern und Präparaten, wie Fuchs, Marder, Mäusebussard, Wiesel, Turmfalke und Eule.
Die Kinder konnten außerdem die verschiedenen Pflanzen der Hecke ansehen, anfassen und die jeweiligen Früchte zuordnen.
Zum Schluss gestalteten die Kinder als Teamarbeit eine „Hecke fürs Klassenzimmer“ mit Zweigen von Pfaffenhütchen, Schlehe, Weißdorn, Haselnuss, Holunder etc.
Alle waren sich einig, dass diese Unterrichtseinheit im Klassenzimmer Natur alles andere als langweilig war.